Früher noch eine psychische Erkrankung,
heute fast schon Mainstream.

Nein, ich meine nicht nur Verschwörungstheorien und Psychosen:
Ich spreche von ganz alltäglichen emotionalen Schlussfolgerungen.

Der Begriff Apophänie wurde 1958 vom Psychiater Klaus Conrad geprägt:
Es sei „grundloses Sehen von Verbindungen,
begleitet von der besonderen Empfindung einer abnormen Bedeutsamkeit“.

Speziell die rechte Hälfte des Gehirns erzeugt zu jeder Beobachtung semantische Assoziationen.
Speziell die linke Hälfte der Gesellschaft erzeugt zu jeder Gefühlsbeobachtung eine Rechtfertigung.

Apophänien auf der kognitiven Ebene nennt man auch illusorische Korrelationen:
schwierig, echten Zufall als solchen wahrzunehmen.

Für die Stärke des Effekts spiele die Persönlichkeit der Versuchspersonen eine wichtige Rolle.
Aber erst paranoide Psychosen lassen diesen Mechanismus total außer Kontrolle geraten - oder?

Also ist die Welt in einer Psychose gefangen? 🤔

Das Horoskop traf zu
⇒ Astrologie muss wohl stimmen.

Deine Anekdote passt zu meiner
⇒ also ist's wohl immer so.

Du hast ein kribbeliges Gefühl
⇒ du bist wohl verliebt.

Statistik triff auf dich nicht zu
⇒ Statistik muss wohl falsch sein.

Du willst nicht als dominant oder toxisch dastehen
⇒ du unterdrückst deine Meinung um jedem/r gefallen.

Du spürst, dass du dich entschuldigen müsstest
⇒ du vergisst deine eigenen Prioritäten.

Du kommst zu spät heim oder hast den Müll nicht rausgebracht
⇒ du musst wohl mehr opfern.

Du hörst immer wieder, dass Initiative und Führung toxisch seien
⇒ du lässt alles durchgehen und wunderst dich, wieso ihr nicht weiter kommt.

Du glaubst kontrollierend dazustehen
⇒ du erlaubst anderen jeden Kinderkram.

Ein Vogel kackt dir auf den Balkon
⇒ du musst wohl mehr auf dich schauen.

Überlass die Lügen den Schwächeren.
Du hast Besseres verdient.

Wo fallen dir noch mehr Muster auf, die schlichtweg nicht existieren?