Warum bin ich eigentlich wütend?
- wunderte ich mich plötzlich während der Autofahrt.

Ist schon viele Jahre her, als es mir das erste Mal bewusst auffiel:
es machte mich wütend, andere rücksichtslos durch den Verkehr navigieren zu sehen.

Abbiegen ohne zu blinken.
Überholspur blockieren, obwohl andere Spur frei wäre.
Über die Ampel kriechen, sodass sonst keiner drüber kommt…

Selbst wenn für mich kein direkter Nachteil daraus entstand - es ärgerte mich.
Könnte ja was passieren! ☝🏻
Doch darum ging es eigentlich gar nicht.

Warum macht mich das wütend? - fragte ich mich immer wieder.
Weil ich mich so sehr bemühe, rücksichtsvoll und sicher im Straßenverkehr zu agieren, und die nicht?
Und die kommen damit durch ohne sich zu bemühen? 🤔 Neid? Triggert mich etwas, was ich eigentlich in mir sehe?

Warum bemühte ich mich eigentlich?

Wo bin ich denn sonst noch bemüht rücksichtsvoll? Mit Mitarbeitern, Kunden, Freunden, Familie, Partnerin?
People Pleaser? Nice Guy?
Fußabstreifer? Weichei?
Doch darum ging es eigentlich auch nicht.

Bemüht rücksichtsvoll da-zu-stehen? 🤔 Muss wohl mein Ego sein.
Rücksichtsvoller als ich ohne Bemühung wäre? Bin ich gespalten?
Lüge ich sozusagen (mich selbst an)? Klingt jedenfalls nicht authentisch…

Was erwartete ich mir denn von dieser Maske?
Und DAS war der K(n)ackpunkt: eine insgeheime Erwartung.
Der rücksichtvolle brave Junge wollte geliebt werden.

Ein geheimer Vertrag, der nie erfüllt werden kann:
weil er geheim ist,
weil er vielleicht unrealistisch ist,
weil er womöglich auf falschen Vorstellungen basiert.

Diese Erkenntnis entspannte meine Bemühungen und beruhigt mein Gemüt seither.
Ganz selten werde ich heute noch wütend - da muss mich schon ganz viel Zeitdruck blenden.
Und ich habe erkannt, dass ich auch ohne Bemühung ausreichend rücksichtsvoll bin.
Authentisch rücksichtsvoll. Authentisch ich.

Wo begegnet dir noch Wut im Alltag?