Warum Männer (fast) nie weinten, und warum das OK war
oder: Wie du zur Vulnerabilität manipuliert wurdest, du nichts dafür kannst, und du endlich frei sein könntest, weil deine Logik auch hier gewinnen kann.
Tränen: Neuroplastizität oder Hilfeschrei?
Als ich Ende 20 langsam Richtung Burnout schlitterte, haute mein Kumpel schließlich auf den Tisch: "Komm, wir machen jetzt einen drauf!"
Gesagt, getan! Die Tropfen flossen, die Puppen tanzten, doch langsam kippte meine Stimmung. Der Alkohol öffnete langsam die Schleusen zu meinem Unterbewusstsein, und schlussendlich die meiner Tränendrüsen. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten - und ich wollte auch nicht!
"Reiß dich zusammen, das bringt doch nichts!" - hörte ich, zum ersten Mal. Und mir dämmerte langsam: er hatte Recht! Wozu die Schwäche zeigen? Was sollte passieren? Wer sollte mir diesen Schmerz abnehmen?
Ja, es ging mir nicht gut, und das war einfach mal zu akzeptieren. Doch es gibt einen schmalen Grat zwischen dem Zulassen von Gefühlen, und dem Präsentieren als Hilfeschrei:
Krokodilstränen
Du kennst es sicher von Kleinkindern: sie weinen herzzerreißendst - bis auf einmal irgendwo was interessantes raschelt und den Manipulationsversuch unterbricht.
Forscher gehen davon aus, dass wir als Babies eigentlich die puren Narzissten sind. Wir lernen sofort: mit der Maske des Weinens haben wir die Macht. Wie auf Knopfdruck erscheint der wärmende Körper, der leckere Nippel oder die Stinkpastebefreiung.
Idealerweise werden wir vor der Pubertät aber entsprechend sozialisiert und entkonditioniert, um uns um Bedürfnisse immer mehr selbst zu kümmern. Väter übernahmen typischerweise immer das Mentoring: die Welt da draußen ist hart und interessiert sich nicht für dich. Deine Tränen, deine Masken - sie bringend irgendwann nichts mehr. Mit deinen hedonistischen kurzsichtigen Bedürfnissen musst du vorsichtig selbst klar kommen, ohne anderen zu schaden. Diszipliniere dich, sonst muss ich das tun. Wenn du schon egoistisch fühlst, dann gefälligst langfristig. Denn sonst wird irgendwann niemand mehr mit dir spielen wollen. Und dann musst du dich nicht nur endgültig alleine fördern, fordern und feiern. Irgendwann machst du dir sogar Feinde.
Zumindest bei Söhnen war das der Fall. Meist noch durch einen Initiationsritus verankert: spüre den Schmerz, bis du damit klarkommst. Dann bist du offiziell ein Mann. Tochtertränen hingegen konnten immer wieder einen Vater schwach machen. Bis heute die Achillesferse vieler Männer, und damit auch immer noch die Waffe vieler Frauen. Aber Männern hilft eher niemand wenn sie weinen.
Verweichlichung des Mannes
In den letzten Jahrzehnten forderte der Ruf nach Gleichheit zwar die Frauen auf, ihren Mann zu stehen: Karriere machen statt als Brutkasten unterdrückt zu werden. Doch die Waffe der Tränen legten sie nie ab. Sie nutzten sie sogar, um die Kluft noch mehr zu schließen: zeigt doch auch eure Gefühle, ihr Männer, sonst macht ihr uns traurig. Zeigt euch vulnerabel!
Resultat allerdings: Männer, die sie nicht mehr respektieren konnten. Man "lebte sich auseinander". Männer wurden weniger väterlich, oder schlichtweg von der Vaterschaft verbannt. Scheidungen und alleinerziehende Mütter seit den 60ern auf dem Vormarsch. Und damit die Förderung von Vulnerabilität zur Problemlösung: einfach nur bei Mami entschuldigen, dann hat sie dich wieder lieb. Messbare Konsequenzen einer leistungsorientierten Welt ersetzt durch die unvorhersehbare Fluktuation des Gefühlszustands einer Autorität. Besonders für Söhne eine instabile Basis für ihre Entwicklung, aber auch für Töchter keine Orientierung zur Männlichkeit:
Statistiken zu vaterlosen Haushalten
Auch ich wuchs ohne Vater und fast ohne Männer auf. Niemand schlug mir die Maske vom Gesicht. Auch ich war manchmal Problemkind, lief von zuhause weg, hatte meine suizidalen Momente, meinen Kontakt mit Drogen, und auch eine Scheidung hab ich geschafft! Meine Verweichlichung hat zum Glück stets verhindert, dass ich alles beendete. So empfinde ich aber noch nicht so lange...
Katastrophale Folgen für viele Kinder, aber eben auch für die Mann-Frau-Dynamik selbst. In Familien. In Unternehmen. In der gesamten Gesellschaft. Warum also? Warum merkt es niemand? Weil die Gefühls-Propaganda bereits in alle Lebensbereiche eingedrungen ist und wir sie unwissentlich gegenseitig weiterverbreiten. Lügen wurde zur Ideologie. Masken wurden zur zweiten Haut.
Mein Wille zur Wahrheitsfindung durch Logik hat mich schließlich daraus befreit. Doch erst nach langem Irren im Dunkeln. Noch lange schlummerten Krokodilstränen in mir. Bis ich sie eines Tages entlarvte...
Was sind eigentlich Tränen?
Es gibt Momente des Verlusts, die das Leben einfach für immer verändern. Das Weltbild muss angepasst werden. Das Hirn muss angepasst werden. Ironischerweise war für mich ein derart einschneidendes Erlebnis als Erwachsener erstmals der Verlust meiner Katze. Menschliche Verbindung war wohl durch die Masken nicht mehr möglich...
Im ersten Moment stand ich unter Schock. Mein Gehirn musste erst mal abchecken, was da jetzt los war: Kalte Katze. Als ich die unwiderrufliche Veränderung meines Lebens dann realisiert und akzeptiert hatte, stiegen mir leise die Tränen in die Augen.
Forscher gehen heute davon aus, dass in solchen Momenten dem Gehirn nichts anderes mehr übrig bleibt, als den Abschied des veralteten Weltbildes in die Wege zu leiten: neuronale Verbindungen müssen neu verschaltet, erstellt oder gelöscht werden. Ein Hormoncocktail sorgt schlagartig für erhöhte Neuroplastizität, um dies zu ermöglichen. Ein heftiger chemischer Prozess. Es wird vermutet, dass Abtransport und Ausscheidung der giftigen Abfallprodukte weg vom Gehirn am schnellsten über den Tränenkanal möglich ist. Diese Tränen zu unterdrücken, falls überhaupt möglich, wäre also schädlich für das Gehirn.
Ein Aufschrei des Schmerzes kann auch noch gut tun. Wenn auch vielleicht nur, um den Prozess zu bestätigen. Wut (auf den Schmerz) steigert nämlich anscheinend auch die Neuroplastizität.
Das alles kann auch eine wohltuende Wirkung haben. Und besonders für einen hedonistischen Süchtigen wie mich war es manchmal verlockend, diesen Genuss hinauszuzögern und gar zu pushen. Und dabei erwischte ich mich schließlich eines Tages in einem anderen Moment: ein Moment der Traurigkeit über meine Einsamkeit. Ich hatte gepusht und war gekippt in die Krokodilstränen - doch niemand war da, den sie manipulieren hätten können. Vielleicht insgeheim eine Hoffnung, dass irgendein Gott sie sehen und mir helfen könnte? Vermutlich. Der Drang zu "Glauben" ist auch meinem Hirn nicht fremd. Doch ich erkannte einfach die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens. Flüssigkeit floss eigentlich schon lange nicht mehr aus meinen Augen. Es war einfach nur ein Hilferuf - der niemanden interessieren konnte.
Außer mir. Und ich habe daraus gelernt.
Das Gefängnis des Wartens
Egal ob als Mann oder als Frau: Tränen haben ihren Platz. Sie bereiten uns auf eine neue Zukunft vor. Doch den Übergang zum Hilfeschrei sollte jeder hinterfragen: ist es wirklich Zeit, die Eigenverantwortung abzugeben? Und an wen überhaupt?
Für mich war genau das Meiden dieser Verantwortung, das Meiden von Selbstdisziplin, ein verbittertes Gefängnis, in dem ich naiv und infantil auf Befreiung von außen wartete. Ein Gefängnis, das meine Gedanken, meine Entwicklung und mein Glück vergiftete, und mich fast alles gekostet hätte.
Und die Gesellschaft hatte mir auch noch eingeredet, dass das normal sei. Konsumier einfach dies und das, und warte auf dein Glück. Teile deine Gefühle, damit auch die anderen ihre Misere schlucken. Redet sie euch gegenseitig schön, damit ihr eure wahre Macht abgebt.
Und besonders den Frauen wird so viel Bullshit eingeredet, damit sie ihn nämlich uns Männern einreden. Denn ihren Tränen konnten wir noch nie widerstehen. Und wir werden immer wieder aus dem Paradies fliegen, solange wir ihre verbotenen Äpfel annehmen.
Fazit für Männer
Tränen unterdrücken? Nein. Zur Schau stellen aber auch nicht. Zu schmal und verschwommen ist die Grenze zur Maske. Zur Selbstlüge, die zu deinem Gefängnis wird. Dir wird kaum jemand helfen wollen, wenn überhaupt können. Und womöglich verlierst du Respekt, oder jemand fällt dir irgendwann damit in den Rücken. Du siehst ja, wie deine "mangelnde Vulnerabilität" selbst auch als Waffe gegen dich verwendet wird.
Du trägst vermutlich eh schon mehr Masken vor dir her, als dir bewusst ist. Frauen gegenüber sicherlich andere, als Männern gegenüber. Und weil genau diese Thematik so tabu ist, fehlt dir vielleicht diese Differenzierung, um endlich Licht für deine blinden Flecken zu finden, richtig mit dir klar zu kommen, und endlich frei zu sein.
Wie du merkst rebelliere ich mit Leib und Seele gegen Lügen und habe mich auf dieses Tabu spezialisiert. Ich habe Gehirnwäschen durchbrochen, meine Freiheit erreicht, Frieden mit mir geschlossen und die Freude am Leben wieder gefunden.
Und wenn mir eines noch mehr Freude bereitet, als gegen die Lüge zu gewinnen, dann anderen auch zum Sieg zu verhelfen.
Hast du die Enge und das Verbiegen auch satt? Noch kennen wir uns nicht - noch interessiert mich dein Gefängnis nicht - aber das lässt sich ändern. Lieber nach Hilfe fragen, statt machtlos danach ins Leere zu schreien. Das ist dann auch nicht Vulnerabilität, sondern nur ein spannendes logisches Sparring zur mentalen Freiheit und zurück in die eigene Kraft. Freue mich auf deine Herausforderung.
"Komm, wir machen einen drauf!"
Und wie bist du so aufgewachsen? Wer hat dich auf die Welt vorbereitet?