Was wünscht du dir wirklich?
Erfolg? Anerkennung? Liebe? Ist das wirklich dein eigener Wunsch, oder hat dich dein Ego dazu verführt? Weil es dir dadurch Glück versprochen hat? Erfüllung? Frieden? Schutz?
Zu dieser dunklen Seite traut sich kaum jemand so richtig hin. Doch sie gehört nunmal zu uns Menschen dazu. Zeit also, woanders hinzuschauen und andere Fragen zu stellen.
“Das Ego ist der Feind”
- hatte er auf seinen Unterarm tätowiert: Ein weiser junger Autor, der über Stoizismus schrieb.
Er wird da wohl Bescheid wissen - dachte ich damals. Oder? Es brachte mich zum Nachdenken. Stimmte das wirklich?
Manche Menschen treibt doch genau das Ego zu Höchstleistungen! Oder könntest du jetzt gerade diesen Text am digitalen Bildschirm lesen, wenn das Ego von Albert Einstein, Steve Jobs oder Mark Zuckerberg sie nicht erbarmungslos angetrieben hätte, die Besten zu sein? Hat dir den Bildschirm womöglich Jeff Bezos’ Ego geliefert? Hörst du dabei vielleicht gerade Mozart?
Ist das Ego vielleicht doch nicht nur Feind? Gibt es eine bessere Perspektive darauf? Woher kommt das Ego? Und wozu?
Lass uns das Ganze mal algorithmisch betrachten: was will das Ego denn ursprünglich, ganz abstrakt gesehen?
Soziales Modul des Kortex 👁️
Die menschliche Intelligenz scheint ein ganz wichtiges soziales Modul zu beinhalten: Es sorgt dafür, dass wir im sozialen Geflecht dazupassen, nicht anecken, nicht zurückgelassen werden. Denn früher bedeutete das Verlassenwerden durch den Stamm den sicheren Tod!
Und noch heute ist diese Gefahr mit Todesangst verschaltet, obwohl unsere Gesellschaft eigentlich sicherer denn je ist. Wir spüren sie, wenn wir auf der Bühne stehen, oder am Stammtisch, oder auf Social Media: die Angst nicht gut genug zu sein.
Das Modul dahinter nennen wir “Ego”. Es berechnet ständig: Wie gut/schlecht stehe ich da? Wie positiv/negativ werde ich wahrgenommen? Wieviel Wert/Gefahr sieht man von außen in mir?
Oder mit anderen Worten: Wie sieht mein Abbild nach außen aus? Mein Spiegelbild sozusagen. Klingt eigentlich nicht so feindlich, oder?
Ich blicke gerne mal rüber zu den Religionen und Mythologien: Haben unsere Vorfahren vielleicht auch etwas abstraktes über das Menschsein darin erkannt und uns als Storytelling weitergegeben?
Ja, diese Stories sind sogar oft der Ursprung von Worten, die wir immer noch benutzen, ohne dass wir uns etwas dabei denken:
Am Spiegelbild verendet 🤳🏻
Erinnern wir uns an den griechischen Mythos des Narziss: er beschäftigte sich so sehr mit seinem Spiegelbild, dass er schließlich zur einsamen Narzisse verging. Die Liebe von außen verpassend.
Noch heute bezeichnen wir das Frönen der Selbstdarstellung als Narzissmus.
Bei Männern typischerweise: Ich bin erfolgreicher, wohlhabender, interessanter.
Bei Frauen aber auch: Ich bin toleranter, sensibler, empathischer.
Wären ja alles gute Eigenschaften, wenn sie denn auch ehrlich wären. Doch unser Verstand erlaubt uns nunmal auch, zu erkennen wie wir sein sollten und so zu handeln. Was aber eben nicht heißt, das wir auch wirklich so sind. Wie Nietzsche schon sagte: manch Tugend ist einfach nur Feigheit.
Macht dies nach außen einen Unterschied? Möglicherweise nicht, sofern man nie entlarvt wird. Doch wie sieht's hinter der Maske aus?
“Sieh mich! Akzeptiere mich! Schätze mich!” - das sind Wünsche des Egos. Sind sie damit unsere eigenen? Oder sind wir dadurch in einem Zwiespalt und jagen fremde Wünsche - bis eines Tages, so der Mythos, unser Selbst vergeht?
Träger des sozialen Lichts? 🚨
Ohne Licht keine Sicht. Das Gesehenwerden durch unser soziales Umfeld impliziert sozusagen ein metaphorisches Licht. Ein soziales Licht. Eine Beleuchtung unserer Erscheinung. Unseres Abbildes. Unseres Spiegelbildes.
Ist es ein Zufall, dass Licht-Träger auf Latein “Lucifer” heißt? Meistens wird Luzifer sogar als Licht-Bringer übersetzt. Bringt das Ego uns Licht? Oder leben wir damit in einer Täuschung?
Offensichtlich ist das Ego ein starker Antrieb (zum Licht?).
Das Ego ist der Teufel? 😈
Lucifer wird in der Tat auch als die Entartung von Verstand & Ego erklärt. Und egal ob Bringer oder Träger: er gilt als verführerisch und tückisch. Ihm zu folgen sei wie in eine Falle zu tappen.
Eitelkeit sei seine Lieblingssünde. Damit kriege er uns rum - in die tiefsten Abgründe der Hölle.
Und sein Meisterwerk ist es, sich als Herz zu tarnen. Denn als Herzensmensch steht man ja immer gut da.
Doch es ist alles nur Tarnung. Ein Lüge. Und wir wundern uns, warum wir irgendwann einsam verzweifeln - selbst wenn wir’s schaffen seine Wünsche zu erfüllen.
Wir glauben unsere Maske irgendwann selbst und leben nicht mehr authentisch. Beziehungen funktionieren nicht mehr, Geburtenraten fallen, Suizidraten steigen: Ich glaube, wir belügen uns heute gerade selbst in unseren Untergang. Weil wir einfach nicht genau hinschauen (wollen).
Oder doch Bringer des Lichts? 👼🏻
Lucifer gilt aber auch als gefallener Engel: er war also nicht immer böse! Er ist sogar Symbol der Dualität von Gut und Böse.
So hatte auch das Modul Ego ursprünglich einen guten Sinn und Zweck. Wie passend. Ist das Ego also doch nicht ausschließlich Feind?
Es kann ein starker Antrieb sein, jedoch ein gefährlicher Lenker: zu leicht verfällt man in die Eitelkeit, und verliert sich selbst im Spiegelbild - wie Narziss.
Wie gehen wir nun also damit um? Helfen uns diese Geschichten dabei?
Ich sehe in diesen Stories tatsächlich einen Lichtblick:
Der Tanz mit dem Teufel kann geführt werden! Dann haben wir eine Chance, den Engel dahin zurück zu bringen, wo er hingehörte: nach oben, als starken Antrieb und Lenker des Intellekts und des Wirkens - zum Guten. Wieder an der Seite der Wahrheit und der Liebe - wo Engel eben hingehören.
Dazu muss man aber zuerst die eigenen Werte und Wünsche erkennen, um dorthin zu führen und seine Grenzen zu setzen. Und dazu das Ego verstehen, um das wahre Herz darunter zu finden.
Ein Tanz auf Messers Schneide. Seit jeher hadern wir offensichtlich damit.
Fazit heute 💪🏻
Ist dieser Tanz nun heutzutage schwerer denn je, durchs anonyme soziale Medien-Licht auf Knopfdruck?
Oder ist er vielleicht leichter denn je, durch die Entblößung der Anderen vor unseren Augen?
Zu sehen, was uns im Verhalten anderer stört, kann uns doch genau zeigen, wo wir selbst die Führung verloren haben. Wo wir der Täuschung verfallen sind.
Ich glaube, wir haben heute die beste Chance aus diesem Hamsterrad, weil das soziale Licht nun sozusagen direkt auf ihn gewandt ist. Wir haben durch die Medien so viele Möglichkeiten mehr, um in den vielen Gegenübern den “Teufel” zu erkennen - und das erkannte Muster bei uns selbst zu finden.
“Was mich trifft betrifft mich. Was mich triggert kenne ich wohl von mir selbst.” - sage ich mir immer wieder. Dann entlarve ich ihn oft auch in mir.
Du siehst ihn doch auch in den (sozialen) Medien, oder?
Wenn du mehr vom Hamsterrad “Ego” verstehen willst, um authentischer zu leben, dann schreib mir einfach. Nicht nur für Klarheit über deine Wünsche & Prioritäten, sondern auch über die deiner Mitmenschen. Für ein erfülltes Leben und unkompliziertere Beziehungen.